Konflikte im urbanen Raum zwingen Millionen von Menschen dazu ihre Häuser zu verlassen und tragen so zu einer Rekordzahl von Flüchtenden und Binnenvertriebenen bei. Beim Einsatz von Waffen in bewohnten Gebieten sind rund 90 Prozent der Getöteten Unbeteiligte. Viele Überlebende sind mit lebenslangen Behinderungen und schweren psychischen Traumata konfrontiert. Die Wasser-, Strom- und Sanitärinfrastruktur ist oft beschädigt, und die Gesundheitsversorgung ist stark beeinträchtigt.
Zur Zeit sind mehr als 50 Millionen Menschen von Konflikten in städtischen Gebieten betroffen. Sie sind dabei einer Reihe unterschiedlicher Gefahren ausgesetzt. Wenn Feindseligkeiten in Städten stattfinden, sind Zivilisten einem viel höheren Risiko ausgesetzt, getötet oder verletzt zu werden. In einigen Fällen können sie mit Kombattanten verwechselt werden. In anderen Fällen ist der Schaden für die Zivilbevölkerung oft vollständig vorhersehbar, aber die Konfliktparteien ergreifen keine Maßnahmen, um ihn zu vermeiden oder zu minimieren. Beispielsweise wurden im vergangenen Jahr zahlreiche Schulen und Gesundheitseinrichtungen während der Kämpfe im Gazastreifen beschädigt. Fast 800.000 Menschen hatten keinen Zugang zu Leitungswasser, was das Krankheitsrisiko erhöhte und die Gesundheitsversorgung weiter behinderte. In Afghanistan wurden im vergangenen Mai bei einem Sprengstoffanschlag vor einer High School in Kabul 90 Schüler getötet, hauptsächlich Mädchen, und weitere 240 Menschen wurden verletzt.
Abgesehen von den unmittelbaren Schmerzen und dem Leiden reichen die indirekten Auswirkungen von Schäden an Schulen von Unterbrechungen der Ausbildung bis hin zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer frühen Heirat und der Rekrutierung in bewaffnete Gruppen. Konflikte in städtischen Gebieten gehen weit über ihre unmittelbaren Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung hinaus. Sie setzen die Menschen auch der Gefahr von Belagerungen und Blockaden aus, die schreckliche Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung bis hin zum Hungertod haben. Blindgänger machen es für die Menschen zu gefährlich, nach Hause zurückzukehren. Und die Massenzerstörung in städtischen Gebieten wirft die Entwicklung um Jahrzehnte zurück und untergräbt den Fortschritt in Richtung der Ziele für nachhaltige Entwicklung.
Um die schrecklichen Auswirkungen urbaner Konflikte zu verhindern müssen alle Parteien das humanitäre Völkerrecht uneingeschränkt respektieren. In den letzten Jahren hat die Besorgnis über die Einhaltung dieser Gesetze zugenommen. Angriffe auf Zivilisten oder zivile Infrastruktur, willkürliche Angriffe, und die Verwendung von Zivilisten als menschliche Schutzschilde sind verboten. Konfliktparteien müssen Maßnahmen ergreifen um unbeabsichtigte zivile Schäden zu minimieren. Die Einhaltung dieser Regeln ist umso wichtiger, wenn bewaffnete Konflikte in städtischen Gebieten ausgetragen werden.
Schule in Sa'ada, von einem Luftschlag zerstört. Credit: OCHA / Philippe Kropf
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